Microsoft Build Conference 2014 in San Francisco
Die Build 2014 ist bereits wieder Geschichte und gespannt warten wir auf die vielen angekündigten Änderungen. Allein am 2. Tag hat ScottGu 45 Neuerungen angekündigt, wobei in der Keynote natürlich nur die wichtigsten überhaupt erwähnt wurden.
Windows Phone 8.1, ein Update für Windows 8.1, ein paar Erweiterungen für Visual Studio (Update 2) sowie ein rundum erneuertes Azure Portal sind vermutlich die wichtigsten Highlights. Auf den ersten Blick kein wirklicher Knaller im Vergleich zur Build vor 2 Jahren, als Windows 8 vorgestellt wurde. Auf den 2. Blick könnten die Konsequenzen jedoch ungleich grösser sein.
Das für Touch optimerte Windows 8 erhält mit dem Update für 8.1 Verbesserungen für die Bedienung mit Maus und Tastatur und wird damit zum vollwertingen Ersatz für das beliebte Windows 7. Die Portierung bestehender Windows Applikationen ist denkbar einfach: Gezeigt wurde eine VB6 Applikation, welche zunächst auf .NET und dann auf Windows RT portiert wurde. Sogar Webapplikationen lassen sich in Windows RT Applikationen wandeln. Wie einfach dies in der Praxis ist, wird sich zeigen, aber die Zahl der Applikationen wird bestimmt rasch zunehmen.
Das API von Windows Phone 8.1 ist neu zu 90% deckungsgleich mit demjenigen von Windows Store Apps, so dass es ein leichtes ist, eine bestehende Applikation für beide Plattformen anzubieten. Visual Studio macht es dank Universal Apps und Shared Projects spielend einfach, eine gemeinsame Codebasis zu pflegen und allfällige Unterschiede im UI sauber zu trennen. Dank der engen Zusammenarbeit mit Xamarin ist auch der Schritt zu Android und iPhone nicht mehr weit. Microsoft stellt Xamarin ihre Portable Class Libraries und neu auch ihren Open Source C# Compiler Roslyn zur Verfügung.
“Es ist eine gute Zeit, ein .NET Entwickler zu sein.” Eine gemeinsame Codebasis, eine Programmiersprache (bzw. mit C#, VB.NET, C++ oder JavaScript eine ganze Auswahl) und ein Entwicklungstool um native Applikationen für alle Plattformen zu entwickeln, das ist einzigartig. Die Tools machen es einfach, bestehende Applikationen zu portieren und so mit wenig Aufwand auf allen zu verbreiten.
Windows Phone sowie Windows für Devices kleiner als 9 Zoll stehen gratis zur Verfügung, das wird deren Verbreitung fördern. Die persönliche Assistentin Cortana kann ähnlich wie Siri alle möglichen Fragen beantworten, darüber hinaus aber auch persönliche Informationen tracken (z.B. Flüge, Kalendereinträge uvm.) und macht einen hervorragenden Eindruck. Auf die Frage “Brauche ich morgen einen Schal?” liefert sie den lokalen Wetterbericht vom nächsten Tag am aktuellen Ort. “And what about New York?” liefert prompt die Wettervorhersage für New York. Cortana speichert sich den Kontext einer Frage. “Nenne mir die besten mexikanischen Restaurants in San Francisco” liefert die gewünschte Liste mit Top Ratings, “… bei welchen kann man reservieren?” filtert einige heraus, “rufe das 2. an” wählt die Telefonnummer. Auch wenn noch nicht alles ganz perfekt funktioniert, Cortana stellt alles in den Schatten, was ich bisher gesehen habe. Leider müssen wir noch eine Weile warten, bis sie auch Deutsch beherrscht.
Ebenfalls zu erwähnen ist TypeScript, welches in der Version 1.0 releast wurde. Anders Hejlsberg, der Vater von .NET und C#, hat aus JavaScript eine typisierte und objektorientierte Sprache geschaffen, welche einfacher strukturierbar ist und bereits zur Compilezeit viele Fehler aufdeckt. Dabei bleibt der aus TypeScript generierte JavaScript-Code zu 100% kompatibel mit dem bestehenden JavaScript. JavaScript wurde ursprünglich von Netscape in 3 Wochen entwickelt, um einfache Browser-Scripts auszuführen. Es war nie gedacht für die Art der Verwendung, wie sie heute in Client-seitigen Projekten vorkommt. Der nächste Schritt des Projektes ist die Erzeugung von Ecma-Script 6 kompatiblen Code und auf der Wunschliste steht async/await für JavaScript.
Mit Roslyn wird das Herz von Visual Studio ausgetauscht: der Compiler. Dieser wurde rundum neu und modular aufgebaut, was zukünftige Erweiterungen der Sprache einfach macht. Anders Heijlsberg hat das eindrucksvoll demonstriert, indem er on Stage den Parser anpasste, um alternative Anführungszeichen für Strings zuzulassen. Mögliche Erweiterungen in C# 6.0 wurden demonstriert und sind im Experimentierstadium. Man kann sogar selbst Hand anlegen und eigene Erweiterungen in den Code-Checker sowie notwendige Code-Changes erstellen kann. So können wir unseren eigenen Resharper programmieren.
.NET wird je länger je modularer und immer mehr Pakete werden Open Source und erhalten einen eigenen Releasetakt.
Es gäbe noch viel zu erzählen, doch am besten macht man sich selbst ein Bild von den Videos auf Channel 9. Die beiden Keynotes geben eine Übersicht über die zahlreichen Neuerungen.