Bye Confluence, hello Obsidian!
Über die Jahre hinweg arbeitete ich mit verschiedenen Knowledge-Management-Tools und -Applikationen, um meine Dokumentationen zu verwalten. Immer mit demselben Resultat: Ich wusste nicht, wo ich was ablegen soll und ich fand das, was ich suchte, nicht mehr. Es häuften sich einfach zu viele Dokumente an und es gab vieles, was nicht eindeutig an einen Ort gehörte. «Architektur in Angular». Soll ich das nun im Angular-Ordner suchen? Oder unter Web-Development? Oder Architektur? Oder gar JavaScript?
Für mein PKM (Personal Knowledge Management) brauche ich etwas Flexibles, Linkbares. Etwas, das ich auf meine Bedürfnisse anpassen kann. Und etwas, das möglichst wenig Reibung und Aufwand erzeugt, wenn ich Text hinzufügen oder anpassen will.
Was habe ich ausprobiert?
Es ist gut möglich, dass ich von den im Folgenden erwähnten Tools nicht alle Funktionen kenne. Wenn ich aber in einem Tool lange nach einer Funktion suchen muss (oder überhaupt nicht weiss, dass es sie gibt oder unter welchem Namen), dann ist es nicht optimal für mich.
Word & Google Doc. Wohl das, was die meisten kennen. Für mich war es kaum geeignet. Es stellten sich zu viele offene Fragen und die Antworten darauf erforderten zu viel «Denken», um sie umzusetzen. Ich möchte mein Denken aufs Programmieren richten und nicht darauf, wie sich Dokumentationen formatieren lassen.
- Bilder sind standardmässig im Dokument eingebettet und nicht immer einfach herauszuholen.
- Das Problem bleibt: Wo lege ich welches Dokument ab?
- Das Verlinken ist nicht intuitiv.
- Jede Notiz in ein eigenes Dokument abzulegen, ist umständlich. Hingegen wird es unübersichtlich, wenn ich viele Notizen in einem Dokument zusammenfasse.
OneNote. Hier fehlte mir die Struktur in der Notiz selbst. Die Kästchen sind zwar nett, aber finde ich sie wieder? Weiss ich, dass etwas weiter rechts noch ein anderer Kasten ist? Und auch hier: Die Struktur war mir zu starr.
Confluence. Damit kam ich etwas besser zurecht, da ich die Seiten verlinken konnte und die Suche nicht schlecht ist. Schlussendlich aber wieder das gleiche Problem: Das Dokumentieren erzeugte zu viel «Reibung». Und eine Webapplikation ist nicht offline erreichbar.
Auf der Suche nach anderen Lösungen stiess ich auf verschiedene Tools wie Evernote, Notion, Roam und andere. Notion habe ich ausprobiert und mochte ich, aber es war ebenfalls eine Online-Lösung. Dann bin ich auf «Obsidian» gestossen… Und es hat mich umgehauen. Es war perfekt!
Obsidian
Erst einmal: Was ist Obsidian? Einfach gesagt: Ein lokaler Markdown-Editor. Mehr eigentlich nicht. Als Entwickler sind mir Markdown-Dokumente sehr lieb, da ich diese mit dem Code im Git-Repository ablegen und versionieren kann. Bilder sind als eine Art «Link» drin, womit die Bilddatei selbst ebenfalls in der Ordnerstruktur zu finden ist. Obsidian kostet 50 Fr. pro Jahr für die geschäftliche Nutzung. Ein fairer Preis, wenn nicht sogar günstig.
Wie löst Obsidian mein Problem mit der Organisation von Dokumenten? Schauen wir genauer hin.
Ich habe geschrieben, dass Obsidian eigentlich nur ein Markdown Editor sei. In Obsidian ist aber eine «Graph View» integriert, welche die Verbindungen zwischen den Dokumenten aufzeigt. Und zwar nicht nur zu bestehenden, sondern auch zu Dokumenten, die noch gar nicht erstellt wurden. Dies kann sehr nützlich sein, wenn ich gerade keine Zeit habe, um etwas detaillierter zu beschreiben, aber weiss, dass ich eine Referenz benötige. Somit kann ich Dateien verlinken und ablegen, wie ich es gerade für passend erachte. Und finde sie dank der Vernetzung wieder, ohne genau wissen zu müssen, wo sie liegen. Ich kann nach «Architektur» suchen und finde die generelle Architektur-Datei. Und durch den «Backlink» die Angular-Architektur-Datei welche auf sie zeigt.
But wait, there is more.
Obsidian kann mit Plugins erweitert werden. Ich kann Obsidian damit genau zu dem ausbauen, was ich brauche! Zum Beispiel nutze ich das Plugin «Projects», um eine Art Kanban-Board zu erstellen, das mit einem Klick auch in einem Kalender anzeigt, was wann geplant ist. Wohl eines der mächtigsten Plugins ist «Dataview», mit dem ich nur mit wenigen Zeilen eine Tabelle bauen kann, die auch Metadaten in der Notiz enthält.
Wie nützlich das «Templater»-Plugin ist, mit welchem ich meine Prozesse automatisiere, kann man sich vielleicht Vorstellen. Es nimmt mir alle Boilerplate Dinge ab indem ich ein Template definiere. Beispielsweise kann ich sagen, dass das Template «Blog» immer im Ordner «Blog» ausgeführt werden soll und somit alle Metadaten bereits gesetzt sind. Und das sind nur 3 von 17 Plugins, die ich aktiv in meinem persönlichen Obsidian-Vault nutze.
Natürlich birgt ein Plugin-System auch ein paar Gefahren. In der Theorie könnte ein Plugin zum Beispiel Passwörter abgreifen, die ich in der Applikation eingebe, oder ähnliche unerwünschte Dinge tun. Es ist aber so, dass Obsidian die offiziellen Plugins reviewt. Das gibt eine gewisse Sicherheit, wenn auch keine hundertprozentige.
Abschluss
Auch wenn ich inzwischen ein Fan von Obsidian geworden bin, ist mir klar, dass es nicht immer die beste Lösung ist. Gerade wenn ein Projekt so oder so Confluence mit Jira nutzt, würde es wenig Sinn machen, die Dokumentation auf eine andere Art abzulegen. Es bestünde die Gefahr von Duplikaten und veralteten Dokumenten.
Wer aber mit dem aktuellen System an seine Grenzen kommt, dem kann ich es nur empfehlen. Obsidian lässt sich ganz einfach ausprobieren. Und da es auf Markdown-Dateien basiert, lässt sich die erzeugte Dokumentation sehr einfach in ein anderes System übertragen. Einschliesslich Confluence: (https://support.atlassian.com/confluence-cloud/docs/available-markdown-commands/).
Daher: Teste es doch einfach einmal und vielleicht ist Obsidian genau so praktisch für dich, wie es für mich ist.